Rückblick

Priesterweihe (c) Privat
Priesterweihe
Datum:
Di. 24. Aug. 2021
Von:
Heidi Pollmanns

Liebe Pfarrangehörige,

 

dankbar durfte ich am 18. Juli auf 40 Jahre meines Weges als Priester im Bistum Aachen zurückblicken. Gemeinsam mit 5 weiteren Weihekandidaten wurden wir an diesem Julitag im Aachener Dom von Bischof Dr. Klaus Hemmerle zu Priestern geweiht. Bis auf den heutigen Tag - und das ist nicht selbstverständlich - sind alle von uns dem damals begonnenen Weg treu geblieben, wenn leider auch einer von uns, der auch schon ein höheres Lebensalter bei der Weihe hatte, bereits verstorben ist. 

Am Folgetag dann, dem 19. Juli 1981, durfte ich zum ersten Mal mit meiner Heimatgemeinde St. Clemens in Kaldenkirchen die Eucharistie (Primiz) feiern. Bei aller Festfreude dieser Tage schwang in mir aber auch immer die Angst mit - wird dir das wirklich gelingen, dem treu zu bleiben, was du versprochen hast. Wird es dir gelingen, dem Anspruch des Evangeliums, der Menschen und der Kirche zu genügen?

Da hinein sagte damals mein Primizprediger in seiner Ansprache:  Auch wir Priester kommen als Glaubende zu Glaubenden, als Zweifelnde zu Zweifelnden, als Sünder zum Sünder. Auch wir bleiben die Liebe schuldig. Und schließlich werden auch wir sterben, wie jeder andere auch, leidend, glaubend in der Hoffnung auf ewiges Leben.

So bin ich dankbar für eine Gewissheit und Zuversicht, für mein Leben das Richtige getan zu haben, mich von Christus senden zu lassen und ich danke allen, allen Menschen, die, bei auch aller notwendigen Kritik, das in mir bestärkt haben auf so vielfältige und gütige Weise.

Eine Vielfalt an Aufgaben und Feldern der Bewährung und ganz unterschiedlicher Dienste für Jesus Christus, die Menschen und die Kirche, sind mir auf diesem Weg begegnet.

Ich begann meinen Dienst als Kaplan in der Pfarre Christus-König in Kempen-Neue Stadt. Bereits dreieinhalb Jahre später dann führte es mich als Kaplan nach Grefrath und Vinkrath und der Bischof vertraute mir zusätzlich die Aufgabe des Regionalpfarrers in der Region Kempen - Viersen an. Im Jahr 1987 dann erhielt ich mit der Pfarre St. Helena in Viersen-Helenabrunn, neben der regionalen Aufgabe, meine erste Pfarrerstelle. Gleichzeitig übernahm ich auch noch die Aufgabe eines Mentors für Studierende der katholischen Theologie des Bistums Aachen in Bonn. 1993/94 dann gab ich diese beiden übergeordneten Aufgaben ab und wurde zusätzlich zum Pfarrer an St. Josef, Papst- Johannes-Zentrum und St. Konrad in Viersen ernannt. 

Auf Bitte des Bischofs dann stellte ich mich im Jahr 1999 der Wahl zum Regionaldekan der Region Kempen - Viersen; eine Aufgabe in schwierigsten Zeiten des Bistums, die ich 10 Jahre wahrgenommen habe. Und in diese Zeit fiel dann auch im Jahr 2005 mein Wechsel zu Ihnen nach Nieder- und Oberkrüchten.

Das Bistum und die gesamte Kirche in Deutschland haben in diesen 40 Jahren eine Entwicklung genommen, die ich mir 1981 wahrhaftig nicht hätte vorstellen können. Am tiefsten sprengt dabei meine Vorstellungskraft der Missbrauchsskandal, der Ausmaße angenommen hat, die ich nie für möglich gehalten hätte und der in seinem verbrecherischen Missbrauchen der Täter und ebenso schändlichen Wegschauen der Verantwortlichen unfasslich ist. Dafür schäme ich mich und da bleibt die ständig bohrende Frage nach dem brennenden und bleibenden Schaden für die Opfer und auch für die Kirche und ihre Botschaft. Menschen, das Evangelium Christi wurden geschändet und das Lebenszeugnis vieler seiner Botinnen und Boten auch.

Dies zuerst, aber auch die Beschränkungen der Pandemie hatten mich - in Absprache mit den Gremien der Pfarren - zu der Überzeugung geführt, dass dieser Tag sicher seinen Sinn in der gemeinsamen Eucharistiefeier hat, in der auch nach langer Abstinenz wieder mit Mundschutz gesungen werden durfte, aber nicht in einer Festfeier, die ein solcher Anlass üblicherweise mit sich bringt. Dankbar bin ich allen die mitfeiern wollten und konnten; auch allen Gratulantinnen und Gratulanten vor der Kirche im Freien sowie den Chören aus Niederkrüchten, Bracht und Born mit Herrn Mertens für das Ständchen an diesem Mittag.

Gerne aber würde ich meinen Dank auch noch einmal einfließen lassen in ein Gemeindefest unserer Pfarren. Am 3. Oktober wollen wir gemeinsam Erntedank begehen. Im Anschluss an den Gottesdienst soll dann im Freien noch eine Möglichkeit der Begegnung stattfinden. Für die ‚Versorgung‘ an diesem Tag würde ich dann gerne ‚Rechnung‘ tragen. Darauf freue ich mich.

Haben Sie alle Dank für Ihre Wegbegleitung in den Jahren meines Hierseins. Unser Glaube, unsere Hoffnung und Liebe leben voneinander! Danke!

 

Ihr Pastor

Alexander Schweikert, Pfr.