Adé, Du schöne Sommerzeit!

Uhrwerk (c) pixabay
Uhrwerk
Datum:
Do. 13. Okt. 2022
Von:
Hiltrud Heitzer

Wer es bis jetzt noch nicht gemerkt hat - beim Blick in den Kalender wird es eindeutig: die Sommerzeit endet mit dem 30. Oktober. Nun ist es also wieder soweit: das  Drehen der Uhrzeiger steht uns bevor – dieses Mal um eine Stunde zurück; uns wird eine Stunde ‚geschenkt‘.

Vielen Menschen ist das Umstellen der Zeit lästig, zumal es ja auch nicht den Gewinn bringt, den man erwartet hat. Aber ‚die Zeit zurückdrehen‘ und ‚einfach‘ alles auf normal zu stellen, das geht in der Politik so leicht nicht.

Doch: wie wäre es, wenn man ‚die Zeit tatsächlich umstellen‘ könnte! Ich meine, wenn man die Zeit auf ‚vor Corona‘ oder ‚vor dem Ukraine-Krieg‘ oder ‚vor dem Klimawandel‘… zurückdrehen könnte! Einfach ‚nur‘ die Zeiger zurückstellen! Bloß nicht mehr all diese schlimmen Nachrichten hören und sich damit auseinandersetzen müssen!!! Aus meiner Sicht heute war ‚die-Zeit-davor‘ entspannt und friedlich; wir alle hatten uns doch so wunderbar ‚eingerichtet‘. 

Über ‚die Zeit‘ hat auch der alttestamentliche Weisheitslehrer Kohelet meditiert. Besonders beliebt sind seine Gedanken, die von der Bandbreite des Lebens sprechen: „Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben … eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz.... eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden.“ (Koh 3,1-11). Die Zeit kommt und geht. Niemand kann sie festhalten.  Die Zeit ist ein Geschenk Gottes und wir sind darin verwoben mit unserem Leben, von Geburt an bis zu unserem Tod. Und wenn unsere Zeit hier auf Erden abgelaufen ist, bleibt die Hoffnung, dass wir eingehen dürfen in die Ewigkeit Gottes, ewige Zeit bei Gott.

Im ersten Kapitel des Buches Kohelet  (Koh 1,2-11) finden wir die Erzählung von der Beständigkeit der Natur. „Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das alles ist Windhauch.“ Mit diesen Worten beginnt die Naturbeobachtung des Weisheitslehrers. Sonne, Wind und Wasser scheinen in einem ewigen Kreislauf immer wieder zurückzukehren. Die Erde steht in Ewigkeit.  Aber gilt das auch von uns Menschen?

Gerade jetzt erleben wir eine rasante Veränderung in unserer Gesellschaft. Vieles ist im Umbruch. Die Entwicklung der Technik ermöglicht immer wieder neue Möglichkeiten. Mit Internet und sozialen Medien holen wir die ganze Welt ins Wohnzimmer. Was gestern noch galt, stimmt heute schon nicht mehr. Alles ist im Wandel. Oder steckt doch letztlich ein immer wiederkehrendes Prinzip dahinter?!

Die Philosophie des Kohelet geht davon aus, dass bei aller Neugier und allem Wandel das Wesen des Menschen gleich bleibt. Jede Generation muss danach suchen, worauf sich die Menschen verlassen können. Was hält uns, wenn alles sich verändert?

Die Worte Kohelets stimmen mich zuversichtlich. Ich darf den Kräften des Lebens vertrauen – wie bereits Generationen vor mir. Wandel gehört zum Leben. Dem sich zu widersetzen, entspricht nicht den Prozessen des Lebens. Vielmehr gilt es, das Leben wie es sich uns jetzt darstellt, anzunehmen und es mit unseren positiven lebensbejahenden Kräften zu gestalten. Gott selbst hat dem Menschen diese schöpferische Kraft gegeben. Lassen wir SEINE Kraft durch uns wirken, damit auch diese Zeit eine von Gott erfüllte Zeit ist und wir die Uhr nicht mehr ‚zurückdrehen‘ wollen.

 

Bleiben Sie wohl behütet!

Hiltrud Heitzer, Gemeindereferentin