Der Dreifaltigkeitssonntag

Dreifaltigkeit-v.-Sr (c) Keramik-Relief von Sr. Caritas Müller Cazis, Schweiz
Dreifaltigkeit-v.-Sr
Datum:
Mi. 11. Juni 2025
Von:
Alexander Schweikert, Pfarrer i. R.

Vor einiger Zeit habe ich eine künstlerische Darstellung der Dreifaltigkeit von einer Ordensfrau gesehen. Dieses Relief bildet im Groben ein Dreieck, das sich aus drei Kreisen um eine Mitte herum anordnet. In der Mitte sehen wir einen Menschen: Müde, erschöpft, geschunden. Es könnte der Mann sein, der auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho unter die Räuber fiel. Es könnte jeder Arme und Bedürftige dieser Welt sein. Um ihn, als Mitte, gruppieren sich drei Kreise. Rechts unten ein Kreis mit einem Menschen, der aus dem Kreis heraus in die Mitte greift, um den Armen aufzurichten. Der ihn hält, stützt, trägt. Ein Bild der Geborgenheit in großer Not. Links unten ein Kreis mit einem knienden Menschen, der die Füße des Geschundenen hält und umsorgt. Ein Bild der dienenden Barmherzigkeit. Oben ein dritter Kreis mit einer Taube, vielleicht auch Feuerzungen. Das lässt die Künstlerin wohl bewusst offen. Dieses dritte Bild erschließt das Kunstwerk. Der tragende Vater, der dienende Sohn, der tröstende Heilige Geist. Die barmherzige Dreifaltigkeit: so heißt dieses Relief.

Dreifaltigkeitssonntag – was sagt dieses Fest eigentlich? 

Ja, wir bedenken kein biblisches Ereignis, wie zu Weihnachten, zu den Kar- und Ostertagen und zu Pfingsten; irgendwie feiern wie die Summe davon und noch mehr. Es ist ein sogenanntes ‚Ideenfest‘, weil es eine Idee unseres Glaubens in den Mittelpunkt stellt. Es ist ein Bild, das sich da vor uns entfaltet und dessen Aussage wir ständig präsent haben, ohne es uns immer zu verdeutlichen. Denn jedes Gebet beginnt und endet mit diesem Bild des dreifaltigen Gottes, wenn wir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes sprechen.

Und weil es eine Idee ist, eine Vorstellung, eine Erfahrung, so gibt es auch nicht die biblische Stelle, die nur am heutigen Festtag gelesen werden könnte. Es gibt das Weihnachtsevangelium und die Osterbotschaft, aber nicht das Dreifaltigkeitsevangelium.

Die Dreifaltigkeit Gottes: sie bleibt ein Bild. Ein Bild, das sich zusammensetzt aus den Erfahrungen der Menschen mit ihrem Gott als Vater und Schöpfer. Ein Bild, das geprägt ist von der Liebe des Sohnes Jesus Christus zu Gott und zu den Menschen. Ein Bild, das beseelt ist von der trostreichen Kraft des Heiligen Geistes. Wir brauchen einen tragenden, einen dienenden, einen tröstenden Gott. Dieser schöpferische, der menschliche und der inspirierende Gott tun uns gut.

Dreifaltigkeit war und ist immer etwas Abstraktes, Fernes, an den Himmel Festgemachtes. Das Relief der Ordensfrau lädt uns ein, den dreifaltigen Gott als Wirklichkeit an unserer Seite zu sehen und zu erfahren. Wie wir Freundschaft erfahren und von Menschen umgeben sind, die uns in unterschiedlichster Weise gut tun, für uns da sind, uns halten, helfen und inspirieren, so dürfen wir den dreifaltigen Gott erfahren als Kraft an unserer Seite und nicht erst als eine Ahnung des Himmels.

Ihr Alexander Schweikert, Pfr. i. R.