Erfüllte Erwartung...

Darstellung des Herrn (c) Kloster Einsiedeln
Darstellung des Herrn
Datum:
Do. 14. Jan. 2021
Von:
Heidi Pollmanns

,Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden…

Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Símeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.‘ (Lk 2,22-40)

Am 2. Februar begeht die Kirche das Fest der Darstellung des Herrn. Im Geschehen des Evangeliums dieses Tages schildert der Evangelist Lukas ein für damalige Zeit ganz natürlichen und üblichen Vorgang, dass nämlich die Eltern vierzig Tage nach der Geburt eines Kindes, sie den erstgeborenen Sohn zum Tempel gebracht haben, um ihn Gott zu weihen. Das Gesetz Jahwes schreibt es in einem der fünf Bücher Mose vor, im Buch Levitikus. Vierzig Tage nach Weihnachten erfüllen die Eltern Jesu nicht nur eine religiöse Pflicht. Sie bringen auch zum Ausdruck: Dieses Kind gehört uns nicht allein. Es gehört zuerst und eigentlich Gott. Es ist ein Geschenk an die Eltern. Und mit dem Opfer, mit dem Löse-Opfer, das sie darbringen, lösen sie dieses Geschenk für sich aus, sozusagen als Leihgabe für eine bestimmte Zeit, bis das Kind älter geworden ist, und sie es hergeben müssen, damit es sein eigenes Leben führen kann. 

Aber durch die Person des Simeon wird aus diesem so üblichen Geschehen etwas Anderes oder auch Tieferes. In ihm begegnet uns ein Mensch mit Erwartungen, mit einer tiefen Sehnsucht und der unerschütterlichen Hoffnung, dass Gott seinen Glauben nicht enttäuschen wird.

Ja, es scheint, als hätte er ein Leben lang unerschütterlich an diese Sehnsucht in seinem Innern geglaubt und darauf vertraut, dass Gott sie erfüllen wird. Und er spürt genau, dass jetzt in diesem Moment, durch das kleine Kind, das Maria und Josef bringen, seine Erwartung sich erfüllt. Seine Hoffnung lief nicht ins Leere. Geduldig zu warten und zu vertrauen, hat sich gelohnt. Gott ist mit diesem Kind in unserer Welt und gibt sich im buchstäblichen Sinn des Wortes in unsere Hände.

Liebe Schwestern und Brüder, viele Monate des vergangenen Jahres und auch die ersten Wochen des neuen Jahres waren und sind geprägt vom Warten und Erwartung, auch sicher enttäuschter Erwartung, im Blick auf die Pandemie, die unser Leben ergriffen hat und die uns so vieles auch abverlangt.  Vielleicht wäre Simeon uns in dieser Zeit ein guter Wegbegleiter in seiner Geduld und unbeirrbaren Hoffnung, die sich nicht enttäuschen lässt und nicht enttäuscht wird.

Mit diesem Gedanken wünsche ich uns allen auch noch einmal ein gutes und gesegnetes 2021. Bleiben wir zuversichtlich und stärken wir uns darin - so gut es geht - gegenseitig.

 

Ihr Alexander Schweikert, Pfr.