Fronleichnam

allerheiligstes (c) Peter Weidemann in Pfarrbriefservice
allerheiligstes
Datum:
Di. 14. Mai 2024
Von:
Alexander Schweikert, Pfarrer i. R.

In einer Stadt, so erzählt eine jüdische Geschichte, pflegten die Reichen, deren Häuser an einsamen Orten lagen, Leute anzustellen, die nachts über ihren Besitz wachen sollten. Als Rabbi Naftali eines Abends spät am Rande des Stadtwaldes spazieren ging, begegnete er solch einem Wächter. „Für wen gehst du?“ fragte er ihn. Der gab Bescheid, fügte jedoch die Gegenfrage hinzu: „Und für wen geht Ihr, Rabbi?“  Diese Frage traf den Rabbi wie ein Pfeil. „Noch gehe ich für niemand“, brachte er mühsam hervor. Dann ging der Gottesmann lange und schweigend neben dem Wächter her. Schließlich fragte er ihn: „Willst du mein Diener werden?“ – „Das will ich gern“, antwortete jener, „aber was habe ich zu tun?“ „Mich zu erinnern“, sagte Rabbi Naftali

‚Für wen gehst du...?‘ eine Frage, die in der Geschichte den Gottesmann ratlos und sprachlos macht. ‚Für wen gehst du…?‘ eine Frage, die auch uns beschäftigen darf, wenn wir an Fronleichnam aufbrechen zur Prozession und mit Jesus Christus in der Gestalt des Brotes durch die Straßen gehen. 

Welche Bedeutung hat sein Leben für mein Leben? Welche Rolle messe ich ihm dabei in meinem Leben zu? 

Was bedeutet mir seine Weggemeinschaft durch mein ganzes Leben, vom ersten bis zum letzten Augenblick? ‚Für wen gehst du…?‘ - für einen Menschen, der auf dieser Erde gelebt hat, ein Mensch, dem kein Mensch egal war, der gelebt hat und gestorben ist, damit der Tod nie mehr das letzte Wort über uns Menschen hat und auch unser Leben einmal den Weg zum Vater finden wird, den er gegangen ist.

»Ich bin das Brot des Lebens«, sagt Jesus im Johannes-Evangelium. Ja, man kann wirklich sagen: Jesus war »ein Mensch wie Brot«. Sein ganzes Leben lang verschenkte er sich: seine Zeit, seine Kraft, seine Liebe - und stiftete damit Leben für andere. 

»Für« ist das »Hauptwort« seines Lebens. »Für euch und für alle«: und am Ende verschenkt er sein Leben. Seine Hingabe in den Tod am Kreuz stiftet Versöhnung, schafft den Durchbruch durch die undurchdringliche Mauer des Todes, erwirkt uns den Zugang zum ewigen Leben.

Deshalb: das Brot, das ich esse, spricht zu mir immer neu: Teile mich mit anderen - so wächst Gemeinschaft und Friede unter den Menschen! Das Brot der Eucharistie sagt noch mehr: Werde selbst ein Mensch wie das Brot! Verschenke dich an andere, lass ihre Not an dich heran! Lebe - wie Jesus - für deine Mitmenschen! Darin liegt das Geheimnis des Lebens, ja des Glücks!

‚Für wen gehst du…?‘

Und warum Fronleichnam…?

‚Um uns zu erinnern…!‘ 

 

Herzliche Einladung zur Hl. Messe und zur anschl. Prozession