Mariä Himmelfahrt… ein Fest des Sommers

Mariä Himmelfahrt (c) Ute Quaing in Pfarrbriefservice
Mariä Himmelfahrt
Datum:
So. 4. Juli 2021
Von:
Alexander Schweikert, Pfarrer

Die höchsten Feste des Kirchenjahres liegen normalerweise am Ende des Jahres oder aber im Frühjahr. Eine Ausnahme ist das Fest Mariä Himmelfahrt oder das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel - dies ist das Hochfest des Sommers.

Gott selber - so die Überzeugung - nimmt Maria in den Himmel auf. Der Begriff des Himmels ist aber nicht räumlich, sondern übertragen zu sehen. Himmel heißt hier: bei Gott sein. Das menschliche Leben reicht, weil es in Gott geborgen und getragen ist, hinein in das Geheimnis Gottes über den Tod hinaus.

Worin liegt der tiefere Sinn dieses Festes? Ich sehe darin den gläubigen Protest gegen die Vergänglichkeit des Menschen und der ganzen Schöpfung und den Triumph über den Tod. Gott hat Maria, die Mutter seines Sohnes, die Gottesgebärerin, herausgenommen aus dem Kreislauf des Werdens und endgültigen Vergehens. Als Glaubende knüpfen wir an dieses Glaubensgeheimnis die Hoffnung, dass auch wir in einer uns noch nicht vorstellbaren Weise mit Leib und Seele den Tod überleben werden.

Gegenwärtig blühen angesichts der vielfältigen Bedrohungen unserer Welt eine Vielzahl von Verschwörungstheorien, Szenarien von Kämpfen zwischen Gut und Böse. Für mich sind sie Ausdruck unseres Wissens um unser Ausgeliefertsein und unserer Ohnmacht gegenüber den vielen gegenwärtigen Bedrohungen des Lebens. Ihnen möchte ich das glaubende Vertrauen entgegenhalten, dass Gott alle, die er liebt, der endgültigen Auslöschung ihres Lebens entreißen wird, selbst dann noch, wenn sie dem unausweichlichen Sterben nicht entkommen können. Im Evangelium dieses Festtages legt der Evangelist Lukas Maria das Magnifikat in den Mund, einen Lobgesang, der das in der Geschichte Israels erfahrene Erbarmen Gottes und seine machtvollen Taten zusammenfasst und zum Bewusstsein bringt. 

Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. (Lk 1,26ff)

Das junge, nach menschlichen Kategorien ohnmächtige Mädchen preist Gott, der die Welt auf den Kopf stellt: Die Mächtigen werden entthront, die Niedrigen erhöht, die Hochmütigen bloßgestellt, Gerechtigkeit wird wiederhergestellt. Dieser Hymnus ist zu einem Lied der Hoffnung geworden, die uns als Glaubende trägt und angesichts aller Bedrohungen leben lässt. Mit dem Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel stimmen auch wir in den Lobgesang auf die Größe Gottes ein und feiern ein Fest der Lebensfreude, auch wenn wir uns bewusst sind, dass wir mitten im Leben vom Tod und zerstörerischen Kräften umgeben sind. Wie Maria wird Gott auch uns mit Leib und Seele an einen sicheren Ort – wo und wie auch immer dieser sein kann – heimholen.

In diesem Sinn eine gesegnete und gute Sommerzeit.

 

Ihr Pastor Alexander Schweikert