Ostern...    stärker noch als der Tod...

Ich bin die Auferstehung und das Leben (c) Doris Hopf in pfarrbriefservice
Ich bin die Auferstehung und das Leben
Datum:
Fr. 22. März 2024
Von:
Alexander Schweikert, Pfarrer

 

Von Gabriel Marcel, dem französischen Philosophen, stammt das Wort: »Jemanden lieben heißt ihm sagen: Du wirst nicht sterben!« - Ein eigenartiges Wort ist das zunächst; denn wir alle wissen: Ein jeder Mensch ist sterblich und vergänglich. Der Tod ist für uns alle unausweichlich.

Selbst Menschen, die einander lieben, müssen sich dem stellen. Irgendwann muss jeder geliebte Mensch einmal sterben, und sei es erst in hohem Alter. Man kann es nicht verhindern, man kann es nicht aufhalten. Ist es darum nicht bloß ein hohles Versprechen, eine billige Vertröstung zu sagen: Du wirst nicht sterben? 

Und doch ist dieser Wunsch nur allzu verständlich. Menschen, die in Liebe miteinander verbunden bleiben, wollen diese Zuneigung für immer erfahren können. Immer will man die Nähe des geliebten Menschen spüren können. Liebe will keine Grenze akzeptieren, kein »nur für heute« oder nur für diesen oder jenen Zeitraum und dann nicht mehr. Liebe ist auf Unbegrenztheit ausgerichtet, auf Ewigkeit. Sie soll für immer Bestand haben, und darum soll auch der geliebte  Mensch nicht sterben müssen.

Doch immer wieder müssen wir schmerzvoll erleben, dass das nicht möglich ist. Der Tod durchschneidet alle Liebesbande, alle Bande von Freundschaft und Zuneigung. Das haben auch die Jünger Jesu und die Frauen unter dem Kreuz erfahren müssen. In liebevoller Zuneigung und Freundschaft waren sie mit Jesus verbunden. Doch alles Hoffen und Bangen, alles Bitten und Beten hatte nichts geholfen: Jesus, ihr Freund und Meister, ist am Karfreitag gestorben. Der Wunsch »Du wirst nicht sterben« ist nicht in Erfüllung gegangen. Der Tod hat gesiegt, so scheint es.

»Jemanden lieben heißt ihm sagen: Du wirst nicht sterben!« So hat Gabriel Marcel es formuliert. Doch vielleicht darf man das Wort dieses Philosophen dabei nicht nur auf den Menschen beziehen. Denn nicht nur die Frauen und Jünger trauern am Karfreitag um Jesus. Auch Gott selbst hat den Tod seines geliebten Sohnes erfahren müssen. Und er spricht zu ihm das letztlich entscheidende Wort der Liebe. Er hält an ihm fest und führt ihn machtvoll durch das Dunkel des Todes zur Auferstehung. Darin zeigt Gott, wie stark seine Liebe ist, stärker als die Bande des Todes. Diese Liebe überwindet alle lebensfeindlichen Mächte - so wird es an der Auferweckung Jesu von Nazareth deutlich.

Und das soll auch uns Hoffnung und Trost schenken. Denn nicht nur seinem Sohn gilt Gottes Liebe. Auch wir sind seine geliebten Kinder. Darum haben auch wir durch den Tod und die Auferstehung Jesu eine feste Zuversicht - die Zuversicht, dass Gott auch zu uns einmal sagen wird: Du wirst nicht sterben, du gehörst nicht auf ewig dem Tod an, sondern wirst auferstehen zum neuen Leben.

Ostern ist ein Fest des Lebens, so denken wir. Aber es ist auch ein Fest der Liebe. Denn am Ostermorgen hat Gott gezeigt, wie groß und mächtig seine Liebe zu seinem Sohn war. Und als die Frauen beim Anbruch des Tages zum Grab kamen, fanden sie es leer vor, und der Engel kündete ihnen von der Auferstehung Christi. Schnell tragen sie diese Botschaft weiter zu den Jüngern. Sie und die Jünger werden dabei selber zu Zeugen des österlichen Geschehens, das zum Inhalt hat: Gott liebt seinen Sohn und hat darum gesagt: Du wirst nicht sterben. Und für uns bedeutet das: Gott schenkt auch uns seine Liebe, und er sagt darum auch zu uns: Du wirst nicht im Tod bleiben, sondern leben bei mir.

Diese österliche Zuversicht wünsche ich allen Pfarrangehörigen, besonders in momentan auch schwierigen und in Teilen dieser Welt tödlichen Zeiten. Dienen wir dem Leben mit unserer Liebe, die sagt: Du wirst nicht sterben....

Ihr 

Alexander Schweikert, Pfr. i. R.

 

 

Bild: ‚Ich bin die Auferstehung und das Leben‘ von Doris Hopf, dorishopf.de   In: Pfarrbriefservice.de