„Sterben um zu leben“ - Ohrenfasten

Orgel in St. Bartholomäus (c) Dieter Titscher
Orgel in St. Bartholomäus
Datum:
Fr. 14. März 2025
Von:
Floris van Gils

Die Fastenzeit (od. österliche Bußzeit) ist wieder da. Ich habe mich darauf gefreut, dieses Jahr noch mehr als sonst. In der Fastenzeit werden wir aufgerufen, umzukehren und das Evangelium zu glauben. Wir dürfen neu anfangen und wieder neu ernst machen mit unserer Liebe zu Gott und unseren Nächsten. Aber werden wir nicht jeden Tag eingeladen, den Glauben zu leben? Ja klar, aber ich denke, dass wir Menschen eine konkrete Zeit für eine Neuorientierung brauchen, jedes Jahr wieder. So spüre ich es in jedem Fall bei mir selbst.

Wenn man in der Fastenzeit Sonntag für Sonntag die Liturgie mitfeiert, spürt man, wie die Sonntage immer mehr auf die Karwoche und Ostern hinführen. Am Anfang ist der Blick auf unsere Buße und unser Fasten gerichtet. Immer mehr kommt der Blick dann auf Jesus, der den Weg für uns gegangen ist. Wir werden aufgerufen, den Weg mit ihm zu gehen, vor allem im Triduum, den drei österlichen Tagen von Gründonnerstag bis zur Osternacht. Für uns Christen ist Christi Tod unser Tod, und Christi Leben unser Leben. Wir erleben die österlichen Tage mit ihm. Die österliche Bußzeit bereitet uns auf dieses Geschehen vor, so dass wir mit Ostern als neugeborene Menschen mit Christus zum ewigen Leben auferstehen können.  Wie sieht die Vorbereitung auf Ostern kirchenmusikalisch aus? Wir werden musikalisch fasten, und zwar durch ein sogenanntes Ohrenfasten. Verzicht von Musik in der Fastenzeit ermöglicht an Ostern eine neue Erfahrung der Musik, wenn die Musik dann mit Jauchzen und Jubeln erklingen wird. Wie letztes Jahr im Pfarrbrief erklärt, wird die Orgel während der Fastenzeit vor allem als Begleitinstrument des Gesangs benutzt, sie wird im Großen und Ganzen leiser erklingen und nach dem Gottesdienst schweigen. Nach dem Gloria am Gründonnerstag bis zum Gloria der Osternacht schweigt die Orgel vollständig. Einige Auszeiten vom „Ohrenfasten“ gibt es jedoch: Eine Ausnahme ist der vierte Fastensonntag (Laetare) der ein freudiger Sonntag in der Fastenzeit ist. Ebenfalls wird an den Wochentagen, an denen ein Fest oder Hochfest gefeiert wird, die Orgel feierlich und kräftig erklingen.

Neben diesem Fasten der Orgelmusik erklingt während der Fastenzeit kein Gloria-Gesang und kein Halleluja-Ruf. Ein Gloria singt man nur zu feierlichen Gottesdiensten (was jeder Sonntagsgottesdienst außer der Advents- und Fastenzeit ist). Ein Halleluja ist der österliche Jubelruf. Dieser wird in der Fastenzeit ganz gemieden und erklingt erst wieder in der Osternacht, wenn der österliche Jubel neu geboren wird.

Ich wünsche Euch allen eine gute Vorbereitung auf Ostern!

Kirchenmusiker Floris